Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
auch zu Beginn des Sommers 2023 erleben wir Rekordtemperaturen und anhaltende Trockenheit, nur unterbrochen von sporadischen und spärlichen Niederschlägen. Dass Hitze ein Gesundheitsrisiko ist und wir darum viel mehr Maßnahmen zur Abkühlung der Stadt ergreifen müssen, haben wir an anderen Stellen schon mehrfach gefordert. Eine der wichtigsten Maßnahmen zur Abkühlung der städtischen Umgebung ist und bleibt gesundes städtisches Grün. Gerade in Hitzeperioden sind Grünanlagen und gesunde Bäume äußerst wichtig für Städte, denn sie tragen durch ihre Verdunstungstätigkeit messbar zur Abkühlung bei. Vorausgesetzt, das städtische Grün hat genügend Wasser zur Verfügung. Hieran mangelt es oftmals. Nicht nur die extreme Dürre und die ausgetrockneten Böden, sondern auch die schiere Anzahl der Stadtbäume machen eine zielgerichtete und bedarfsgerechte Bewässerung beinahe unmöglich. Trotz regelmäßiger Bewässerung kann es trotzdem zum Absterben von Bäumen kommen – vermutlich dann, wenn zu wenig bewässert wurde und/oder das Wasser nicht die notwendigen Tiefen erreichte. Neue technische Infrastrukturen könnten hier Abhilfe verschaffen. So wurde kürzlich ein Start-up im Rahmen des “Gründungswettbewerb – Digitale Innovationen” des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz ausgezeichnet (1), welches ein sensorgestütztes Verfahren zur Ermittlung des Wasserbedarfs von Bäumen entwickelt hat. Mit Hilfe dieser Technologie lässt sich der “Durst” von Bäumen punktgenau direkt am jeweiligen Baum ablesen und über eine Cloud an die zuständige Stelle übermitteln, so dass das Gartenamt /der Baumpflegebetrieb zielgerichtet und bedarfsgerecht die “durstigen” Bäume bewässern kann. Dieses Verfahren wird bereits in München angewendet – mit guten Ergebnissen. Dadurch wird die Bewässerung effektiver und effizienter, die Kommune spart Zeit und vermutlich auch Wasser, wenn bedarfsgerecht gewässert wird. Andere Verfahren messen den Wasserbedarf im Boden bzw. am Wurzelwerk.
Vor diesem Hintergrund bitten wir um die Beantwortung folgender Fragen:
1. Wie steht die Stadtverwaltung zu der Möglichkeit, den Wasserbedarf von Bäumen und städtischem Grün mit Hilfe technischer Lösungen bedarfsgerecht direkt am Baum oder im Boden zu erfassen?
2. Setzt die Stadtverwaltung ggf. solche technischen Helfer bereits ein, und wenn ja, wo und mit welchen Erfahrungen?
3. Welchen finanziellen Rahmen würde es erfordern, das städtische Grün bis 2030 mit diesen Technologien flächendeckend auszustatten?
(1) s. Artikel Gründungspreis+ und Sonderpreis „Digitale Nachhaltigkeit“
Bild: Pawel Czerwinski | Unsplash