Wahl: Gründlichkeit statt Schnelligkeit – Aufarbeitung bleibt oberstes Gebot
Zu den gestern von der Stadtspitze vorgestellten Eckpunkten zum wie weiter am Theater Erfurt erklärt Stadträtin Laura Wahl im Namen der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:
“Dass der Oberbürgermeister nun mit dieser Geschwindigkeit und ohne umfassende Aufarbeitung das Thema rund um die vielfachen mutmaßlichen Vorfälle sexueller Diskriminierung und um möglichen Machtmissbrauch am Theater abräumen will, ist für uns nicht hinnehmbar. Es wirkt, als würde es ihm ausschließlich um den schnellen Abschluss einer schwierigen Situation gehen, anstatt Aufklärung und eine gute Lösung der Situation im Sinne der Betroffenen zu forcieren. Für uns lässt der Bericht nur ein Fazit zu: Guy Montavon ist als Intendant nicht mehr tragbar. Vieles konnte in der Kürze der Zeit noch nicht aufgeklärt werden. Auch konnten die Betroffenen noch gar nicht alle befragt werden.”
“Entscheidend bleibt für uns auch die nach wie vor offene Antwort auf die Frage, seit wann der OB und die Stadtspitze von den mutmaßlichen Vorfällen am Theater wusste und was konkret er dagegen getan hat. Schließlich wurde nach der Kenntnis erster Vorfälle 2019 durch die ehemalige Gleichstellungsbeauftragte eine Verwaltungsvorschrift zum Umgang mit derartigen Situationen auf den Weg gebracht. Geändert zu haben scheint sich allerdings nichts grundlegend. Warum ist danach nichts weiter passiert”, fragt die bündnisgrüne Fraktion.
David Maicher, kulturpolitischer Sprecher der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Erfurter Stadtrat ergänzt hierzu: “Dass der Stadtspitze in ihrer Pressemittelung die Opfer nicht eine einzige Bemerkung wert sind, ist beschämend und ein verheerendes Signal an die Betroffenen.”
„Unser Ziel bleibt, dem Theater Erfurt eine gute Zukunft zu geben. Dazu gehören neben einer grundlegenden Aufklärung aller Vorwürfe auch funktionierende Complianceregelungen. Wir fordern eine vollständige Aufarbeitung, denn nur das kann die Voraussetzung für Veränderungen sein – gute Arbeitsbedingungen, ein Betriebsklima ohne Angst und neue Strukturen. Und das ist nur ohne den bisherigen Intendanten glaubwürdig. Dass der Oberbürgermeister ausgerechnet Herrn Montavon als Berater für den Transformationsprozess vorschlägt, ist für uns nicht tragbar. Montavon hat sich diesem Transformationsprozess bislang konsequent entzogen. Letztlich steht er ganz persönlich für ein monopolistisches Machtsystem, welches eben transformiert werden soll“, schließt Maicher für die grüne Fraktion.
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Bild: Paul-Philipp Braun