Mehrere Organisationen, die sich für Umwelt- und Klimaschutz einsetzen, haben sich in einem gemeinsamen Schreiben an Geraer Hotels gewandt. Der Anlass: Das sogenannte „Europäische Institut für Klima und Energie“ (EIKE) hat seine jährliche Konferenz für Anfang November in der Ostthüringer Stadt angekündigt. Entgegen seinem Namen handelt es sich bei EIKE nicht um eine wissenschaftliche Institution, sondern einen Verein, der seit Jahren gezielt Falschinformationen zu Klimathemen verbreitet.
„EIKE verfolgt die Strategie, wissenschaftliche Prozesse nachzuahmen, um den Schein aufrechtzuerhalten, es gäbe in der internationalen Klimaforschung Zweifel an grundsätzlichen Erkenntnissen zur Klimakrise. Doch die sind klar: Das Klima ändert sich massiv. Menschliche Aktivitäten sind die Ursache. Und die Folgen werden zu einer existenziellen Bedrohung wachsen, wenn engagierter Klimaschutz weiter verschleppt wird“, so eine Mitverfasserin des Schreibens zu den Beweggründen. „Wir sahen uns verpflichtet, die möglichen Gastgeber*innen über die tatsächlichen Hintergründe der Veranstaltung zu informieren.“
Neben Aufsätzen in Fake-Journalen gehört auch die Austragung jährlicher Konferenzen – wie für Anfang November in Gera angekündigt – zu den zentralen Methoden EIKEs. Als „Wirrwarr abstruser Theorien“ beschreiben die Journalistinnen Annika Joeres und Susanne Götze die Vorträge auf vergangenen Konferenzen in ihrem kürzlich erschienenen Sachbuch „Die Klimaschmutzlobby“ und berichten von ihren Recherchen: „Wissenschaftler, denen wir die PowerPoint-Charts zeigten, schlugen die Hände über dem Kopf zusammen […] oder bemängelten, dass nicht einmal die Achsen beschriftet seien.“[1]
Nicht nur Gruppen aus Gera gehören zu den Unterzeichnenden des Schreibens an die Hotels. Dies begründet sich darin, dass EIKE bundesweit Einfluss auf politische Diskurse nimmt und insbesondere mit der AfD in direkter Verbindung steht.[2] Auch wenn EIKE selbst seine Finanzierung verschleiert, haben investigative Recherchen der letzten Jahre die Verbindung zum US-Amerikanischen Thinktank „Heartland Institute“ offengelegt, welcher wiederum von fossilen Konzernen wie Exxon Mobil bezahlt wird.[3]
Die Verfasser*innen des Schreibens rufen die Hotels daher auf, sich nicht auf eine Zusammenarbeit mit EIKE einzulassen. „Veranstaltungen wie diese sollen dafür sorgen, dass sich wenige Konzerne weiter an einem zerstörerischen Umgang mit unserem Planeten bereichern können. Es ist an der Zeit, gemeinsam an einem Wandel hin zu nachhaltigen Gesellschaftsmodellen zu arbeiten, statt Menschen eine Bühne zu bieten, die mit abstrusen Aussagen diesen Wandel weiter verzögern wollen.“
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[1] Susanne Götze, Annika Joeres: Die Klimaschmutzlobby. Wie Politiker und Wirtschaftslenker die Zukunft unseres Planeten verkaufen. München 2020, S. 29f.
Die Gruppen, die das Schreiben an die Hotels verfasst bzw. unterzeichnet haben, sind:
Aktionsbündnis Klima und Umwelt Jena
BUND Gera
BÜNDNIS90/DIE GRÜNEN Gera
BÜNDNIS90/DIE GRÜNEN, Stadtratsfraktion Gera
BÜNDNIS90/DIE GRÜNEN Weimar
BürgerEnergie Gera eG
BürgerEnergie Thüringen e. V.
Entrepreneurs for Future Weimar
Extinction Rebellion Jena
Fridays for Future Gera
Fridays for Future Erfurt
Fridays for Future Jena
Fridays for Future Leipzig
Fridays for Future Thüringen
Fridays for Future Weimar
Grüne Jugend Thüringen
Grüne Liga Thüringen
Grünes Haus Gera e. V.
Health for Future Jena
Klimaentscheid Jena
NaturFreunde Gera e. V.
NaturFreunde Thüringen e. V.
Parents for Future Jena
Runder Tisch Klima und Umwelt Jena
Scientists for Future Jena
Scientists for Future Leipzig
sowie Laura Wahl, Abgeordnete im Thüringer Landtag