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Zukunft der Bahn – Bahn der Zukunft

Die Grünen EVGler:innen haben sich 2020 gegründet, um den Grünen eine Stimme innerhalb der Eisenbahngewerkschaft EVG zu geben und zwischen Partei und Gewerkschaft zu vermitteln. Im Rahmen meiner Tätigkeit als Vorstandsmitglied habe ich kürzlich ein Positionspapier verfasst zum Thema: Zukunft der Bahn – Bahn der Zukunft


 

Zukunft der Bahn – Bahn der Zukunft

Handlungsbedarf

Für das Bahnsystem in Deutschland gibt es drei prioritäre Handlungsbedarfe:

  • Leistung und Qualität
  • Klima und Umwelt
  • Finanzierung

Auf einem Netz, das seit der Bahnreform um 15 % geschrumpft ist und die Hälfte seiner Weichen verloren hat, fahren mehr Züge als vor der Bahnreform. Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit leiden: 2020 sind über 140 000 Züge ausgefallen. Der Satz „Pünktlich wie die Eisenbahn“ stammt noch aus einer Zeit, als ein Zugausfall der Super-GAU für alle betroffenen Eisenbahner:innen war. Ende der 50er Jahre waren nur 6 % der Züge mehr als eine Minute verspätet.

Dabei ist heute das Bahnsystem ganz besonders gefordert, die drohende Klima- und Umweltkatastrophe abzuwenden. Denn im Verkehrssektor herrscht der höchste Handlungsbedarf. Alle Industriesektoren konnten den CO2-Ausstoß deutlich senken, außer der Straßenverkehr. Dort wurden alle Antriebs- und Umweltinnovationen durch mehr und schwerere Autos aufgezehrt. Zusätzlich sorgt der Reifenabrieb – rund 1 Kilogramm pro Einwohner:in und Jahr oder bereits nach 1700 km Autofahrt – für immer mehr Mikroplastik in Böden, Nahrung und menschlichen Körpern. Dabei sind viele Bahnstrecken elektrifiziert und der Stahl-Stahl-Rollkontakt zwischen Rad und Schiene sorgt für einen bis zu 30-mal geringeren Rollwiderstand als beim Auto: Ein enormes Plus der Bahn in Energie-Effizienz und Umweltschutz. Bereits 1 % des Straßen-Güterverkehrs auf die Schiene zu verlagern würde neben Tonnen von Gummiabrieb nebenbei 500 000 t CO2/Jahr einsparen.

Warum gewinnt die Bahn bisher keine Verkehrsanteile von der Straße, warum fällt die „Verkehrswende“ bisher aus? Weil in die Straße seit Jahrzehnten und selbst heute noch mehr Geld gesteckt wird als in die Schieneninfrastruktur. Nur 60 % der Bahnstrecken sind bisher elektrifiziert. Deutschland wurde in jahrzehntelanger Arbeit umgebaut: Straßen auf- und Bahnen abgebaut. Deutschland gehört zu den Schlusslichtern bei Investitionen in die Bahn im EU-Vergleich. Viele Länder geben ein Mehrfaches je Einwohner:in für ihre Bahn aus als das reiche Deutschland. Das muss sich ändern! Es wird Zeit, endlich die Realitäten zur Kenntnis zu nehmen und von den Besten zu lernen.

Von den Besten lernen

Die Verkehrswende folgt dem Geld. Erwiesen ist: Je mehr ein Land pro Kopf für die Bahn ausgibt oder diese Ausgaben in den letzten Jahren gesteigert hat, desto mehr Verkehr wird von der Straße auf die Schiene verlagert. Nicht eine Trennung von Netz und Betrieb oder noch mehr Privatisierung haben den Bahnen geholfen, sondern das gleiche Rezept, das die Straße stark gemacht hat, wird jetzt für eine starke Bahn benötigt: Viel Geld in den Aus- und Neubau der Bahninfrastruktur. Stellwerke aus Kaiser’s Zeiten gehören ins Museum und nicht mehr an die Bahnstrecken in Deutschland.

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