Am 11.05. hatten wir das Vergnügen, die Journalistin und Autorin Teresa Bücker im Erfurter Zughafen begrüßen zu dürfen. Die Buchlesung mit anschließendem Gespräch wurde von unserer gleichstellungspolitischen Sprecherin Laura Wahl moderiert. Teresa Bücker las aus ihrem Buch “ALLE_ZEIT – Eine Frage von Macht und Freiheit” und sprach über ein wichtiges Thema: die Ungleichheit von Zeit und Macht in unserer Gesellschaft.
Zu Beginn der Veranstaltung begrüßte unsere parlamentarische Geschäftsführerin Madeleine Henfling die rund 60 Gäst*innen und sprach über ihre Erfahrungen als Mutter von drei Kindern in der Politik. Sie betonte, dass Care-Arbeit oft unterschätzt werde und Frauen immer noch mit männerdominierten Strukturen konfrontiert seien. Teresa Bücker stimmte dem zu und betonte, dass es solche Strukturen auch im Journalismus gebe. Mit Kindern sei man zeitlich oft weniger flexibel und könne nicht über Meetings berichten, die bis in den späten Abend hineingehen. Ohne Kinder war das früher möglich. Dabei stellen jedoch selbstverständlich nicht die Kinder das Problem dar, sondern die politischen und zeitlichen Strukturen, die geändert werden müssen.
Das Verhältnis von Arbeit und Freizeit war ein wichtiges Thema des Abends. Teresa Bücker sprach darüber, wie sehr die Arbeit das Privatleben beeinflusst und wie Menschen heute oft das Gefühl haben, die Freizeit genauso effizient gestalten zu müssen wie ihre Erwerbsarbeit. Sie betonte, dass die Gestaltung der Freizeit oft gar nicht so “frei” ist, wie man denkt. Sie ist durchgetaktet und die ständige Verfügbarkeit am Smartphone unterbricht Erholungsphasen permanent. Laura Wahl warf in diesem Zusammenhang die Frage nach der Kapitalisierung der Freizeit auf. Mit dem gesellschaftlich normierten Zwang, alles, was im Alltag passiert, zu veröffentlichen, verband sie eine Kapitalismuskritik. Durch die ständige Selbstoptimierung, auch in der Freizeit, kommen Erholung und Entspannung zu kurz.
Ein weiteres wichtiges Thema war Zeit im Zusammenhang mit Kinderrechten. Befragt man Kinder, äußern diese oft, dass sie zu wenig Zeit mit ihren Eltern, aber vor allem mit ihren Vätern haben. Kinder sind unsere Zukunft, aber ihre Zukunft wird oft von Erwachsenen gestaltet. Teresa Bücker rief dazu auf, sich kritisch mit Adultismus auseinanderzusetzen, da junge Menschen dadurch lernten, dass Diskriminierung und das Ignorieren der Bedürfnisse anderer in Ordnung seien. Sie betonte, dass die Zukunft der jungen Generation nicht erst dann beginnt, wenn sie an der Macht ist: “Kinder gelten als Zukunft, aber sie können sie nicht selbst gestalten.” Kinder lernen vornehmlich von ihren Eltern, Zeit zu gestalten. Deshalb sei die Rolle der Vorbilder sehr wichtig. Teresa Bücker verwies auch auf Pflegeberufe oder die Geburtshilfe, wo Zeitdruck aufgrund von Profitdenken fatale Folgen haben kann.
Insgesamt war die Buchlesung sehr inspirierend und hat zum Nachdenken angeregt. Sie war ein wichtiger Appell, sich mit Zeit als Ressource auseinanderzusetzen und sich bewusst zu machen, wie wir unsere eigene Zeit und die anderer Menschen gestalten und beeinflussen – in der Gegenwart und in der Zukunft.