Dass der Umstieg auf Erneuerbare außer Frage steht, darüber waren sich alle Institutionen einig, mit denen ich im Rahmen meiner Sommertour ins Gespräch gekommen bin. Welche unterschiedlichen Rahmenbedingungen und Voraussetzungen lokal gegeben sind und auf welche Weise damit die individuellen Transformationsprozesse vonstattengehen, war interessant zu erfahren. Der Ausbau von Wärmenetzen und deren Umstellung auf erneuerbare Energien sowie die schrittweise Umstellung auf nicht-fossile Heizungsanlagen sind im Kleinen wie im Großen möglich und standen die vergangenen zwei Wochen im Fokus. Nachfolgend erhaltet ihr einen kleinen Einblick …
17.07. BTZ Rohr-Kloster & Kaltennordheim
In Rohr-Kloster fand gemeinsam mit Michael Bickel (Beauftragter für Innovation und Technologie), Jens Dahlems und Thomas Linde ein angeregter Austausch zu lokalen Hürden aber auch im Handwerk allgemein statt. Dass in Deutschland über die vergangenen Jahrzehnte eine interessengesteuerte Fehlentwicklung basierend auf fossiler Energie stattfand, lastet nun auf den Schultern des Handwerks. Wir waren uns in der Runde einig, dass die Stärkung des Handwerks unabdingbar ist. Schön zu hören war, dass vor allem junge Auszubildende sehr engagiert und willig sind, sich mit neuester Technik auseinanderzusetzen und sich die Ausbildungsinhalte bereits im Wandel befinden. Einig waren wir uns auch darüber, dass die Potentiale für die regionale Wertschöpfung im ländlichen Raum enorm sind und gefördert werden sowie die Hürden politisch aufgelöst werden müssen. Unverständlich ist daher, dass das Projekt “GreenCraft” aus unterschiedlichen Bereichen und Verbänden keine Unterstützung erhält und zahlreiche fertige Lehrmodule zu Themen wie Bauphysik und Baubiologie, Speichertechniken, Wärmeerzeugung, Wohnklima, Wärmedämmung, Smarthome, Erneuerbare Energiequellen oder Nachhaltigkeit im Bau fertig konzipiert sind aber keine Anwendung finden. Anschließend gab es interessante Einblicke in das Zentrum für energetische Bausanierung. Die “halben Häuser” der Ausstellung dienen Lehrzwecken.
In Kaltennordheim begrüßte uns Bürgermeister Erik Thürmer. Das neue Nahwärmenetz, welches die Innenstadt mit Wärme versorgt, wurde erst vergangene Woche in Betrieb genommen. Hier wird mit Hackschnitzeln geheizt, die als Reste von umliegenden Sägewerken bezogen werden.
19.07. maxx solar in Waltershausen & Gahma
Zeit für gute Gespräche hat sich Dieter Ortmann von maxx solar genommen. Thema waren Individuallösungen der Wärme- und Energiewende wie Photovoltaikanlagen, Speicher, Wärmepumpen und Infrarotheizungen. Die unscheinbaren Infrarotgeräte, welche derzeit noch vornehmlich manufakturiert werden, empfiehlt der Geschäftsführer als kostengünstige und wartungsarme Alternative bzw. Ergänzung zu konventionellen Heizsystemen.
Ein besonderes Projekt durfte ich anschließend in Gahma (Remptendorf) kennenlernen: dort hat eine Genossenschaft eigenständig die Entwicklung und Umsetzung eines Abwasser- und Wärmenetzes in die Hand genommen. Das Pilotprojekt Kleinkläranlage ist bereits realisiert. Für die kommende Heizphase soll die Wärmeversorgung auf Basis von Hackschnitzeln laufen.
21.07. Besuch bei den Stadtwerken Jena und in der Biogasanlage Jena-Zwätzen
In Jena gaben mir die Stadtwerke einen motivierten Über- und Einblick in die Wärme- und Energieplanungen der kommenden Jahre. Flussthermie ist ein großes Thema im Saale-Tal, welches zukünftig einen großen Teil des Wärmebedarfs übernehmen wird. Innovativ, krisenfest und klimafreundlich unternimmt Jena damit einen deutlich wahrnehmbaren Schritt in Sachen Wärmewende.
Anschließend besuchten wir die Biogasanlage in Zwätzen, die mit Mais- und Grassilage, Ziegenkot und Getreideschrot arbeitet – und unter anderem das anliegende Wohngebiet komplett versorgt. Die erst 2017 modernisierte Anlage liefert dabei nicht nur klimaneutrale Wärme, sondern auch einen bei den Landwirten der Gegend sehr begehrten Dünger als Abfallprodukt.